LINA MALY


 

Die Welt ist ein ziemlicher verrückter Ort – man muss nicht alt und weise sein, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Jung und weise reicht manchmal auch, sagen wir: 18. So wie Lina Maly. Die Sängerin und Musikerin aus der Nähe von Hamburg macht sich in ihren Songs Gedanken über sich, das Leben und die Dinge, die sie umgeben – und das tut sie mit einer Tiefe, Aufrichtigkeit und Schönheit, dass es einem glatt den Atem verschlägt.

Lina Maly singt mal leise und melancholisch, dann wieder pointiert und nachdrücklich, manchmal lieblich gehaucht, an anderer Stelle fast eher gesprochen als gesungen, kurz gesagt: sie erschafft ihre ganz eigene, faszinierende Klangwelt. Dasselbe gilt auch für ihre Texte, die aus dem Bauch und aus dem Herzen kommen – und die einen abholen, ganz egal wo man gerade steht in dieser verrückten Welt. „Sind wir denn nie schön genug? Ist es hier nie schön genug? Sind wir denn nie schön genug, so wie wir sind?“, fragt Lina Maly sich in „Schön genug“, sie stellt in „Nur zu Besuch“ fest: „Wir haben der Zeit ein Stück gestohlen. Sie holt uns trotzdem wieder ein“, und sie wünscht sich in „Wachsen“: „Alle wachsen, doch wer davon blüht auf? […] alle wachsen, doch ich will gedeihen.“

Wie kann man mit 18 Jahren solche Texte schreiben und dabei doch kein Stück altklug klingen? Ganz einfach: man ist authentisch. Die Zeilen zu „Schön genug“ beispielsweise sind inspiriert von Linas Erlebnissen im eigenen Bekanntenkreis. „Ich kenne allein vier Menschen, die psychische Erkrankungen haben“, berichtet Lina, die den Perfektionswahn unserer Gesellschaft tagtäglich beobachtet – und auch selbst bereits zu spüren bekam: „Es reicht schon, dass man zum Beispiel ungeschminkt zur Schule kommt. Die Leute gucken dich an und sagen: ‚Lina, geht’s dir nicht gut? Bist du krank?’ Einfach, weil du ungeschminkt bist! Da merkt man, dass alles ein bisschen verdreht ist.“

Lina, die gerade ihr Abitur macht, geht übrigens inzwischen meist ungeschminkt zur Schule, was man getrost als ihre Form des Protests betrachten kann. Es ist genau diese Geisteshaltung, aus der auch ihre Songs entstehen. „Ich bin ein ziemlich optimistischer Mensch, aber auch kritisch. Ich sehe wahrscheinlich noch nicht alle Fehler dieser Welt, aber viele“, sagt Lina, die nun kurz innehält und dann lachen muss, weil diese Aussage jetzt doch ein klein wenig altklug klingt. Und doch – wer die Songs von Lina Maly hört, wird sofort zustimmen, dass sie mit extrem wachen Augen und großen Antennen durch die Welt geht.

Ihre Inspiration holt sie dabei von ganz unterschiedlichen Seiten: „Ich hab zum Beispiel letztens ein Buch über die indische Kolonialzeit gelesen. Nicht, dass ich jetzt plane, darüber einen Song zu schreiben, aber die Sachzusammenhänge inspirieren mich. Aber genau so, wenn ich in der Bahn sitze, ein Gespräch höre oder ‘nen Film gucke. Das kann auch ein kitschiger Teenie-Film sein, irgendwie inspiriert einen ja alles.“ Was Lina Maly vom Großteil der übrigen Geschichtsbuchleser, Bahnfahrer und Kitschfilm-Kucker unterscheidet: sie besitzt die Gabe, ihre Beobachtungen in Worte umzusetzen, die andere berühren und aufbauen. „Ich singe in meinen Songs ein bisschen mich selbst an, um mir Mut zu machen, aber es soll auch ein Appell an Freunde sein“, sagt sie dazu. Eine weitere, wichtige Inspirationsquelle ist für die Musikerin – na klar: Musik. Gefragt, was sie am liebsten hört, geht Lina in sich, holt einmal tief Luft – und zählt auf: „Fiona Apple, Peter Gabriel, Queen, alt-J, Tallest Man On Earth. Bob Dylan liebe ich, ebenso The Cure, Blur und eigentlich alles von Damon Albarn. Ich mag OK Kid sehr gern, finde K.I.Z. super witzig, Bosse finde ich auch ganz schön. Soulsänger wie Marvin Gaye, Otis Redding, Ray Charles. Und klassische Sachen wie Debussy, Schubert und Strauss“. Wer sich fragt, woher Lina Malys Songs ihre Tiefe und Vielseitigkeit haben, findet
hier einige Antworten.

Zur Musik kam Lina, deren Mutter Dialyse-Krankenschwester ist und der Vater Softwarespezialist, schon früh: sie erhält Klavierunterricht, seit sie sechs ist, außerdem spielt sie Gitarre, „hat mir mein Bruder, wir sind so was wie beste Freunde, beigebracht, als ich 14 war. Lagerfeuerakkorde. Ist auch nicht viel besser geworden seitdem“, kommentiert sie mit der ihr eigenen, wunderbar unverstellten Art. Dann, Lina war etwa 15 und widmete sich vermehrt ihrer anderen großen Leidenschaft, dem Zeichnen und Malen, ließ sie das Klavierüben zunehmend schleifen. Ihre Mutter sah es nicht ein, weiterhin für die kostspieligen Stunden aufzukommen. Ihr Kompromissangebot: „Du singst doch so gern, willst du nicht Gesangsunterricht nehmen?“.

Wir sind einfach mal so frei und sagen: es war eine der besten Ideen, die Linas Mutter jemals hatte. Lina Maly arbeitet derzeit mit Jochen Naaf (Maxim, Bosse), Frank Pilsl (Philipp Poisel) und Michael Vajna (Malky) an ihrem Debütalbum, das noch 2016 erscheinen soll.
 

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